Juni 30, 2022 5 min lesen.
Hunger ist ein Alarmsignal des Körpers und zeigt an, dass er Energie braucht. Das ist ungefähr wie die Tankanzeige im Auto. Der Mensch ist so programmiert, dass echter Hunger nur entsteht, wenn deinem Körper etwas fehlt. In unserer Ursprungsgeschichte war die Essensbeschaffung nämlich sehr energieaufwändig – da wäre es fatal gewesen, für den Gusto nach Nahrung zu suchen. In der heutigen Überfluss-Gesellschaft ist eher das Gegenteil der Fall. Immerhin wird man heute vom riesigen Angebot an Lebensmitteln geradezu erschlagen. Die Versuchung lauert an jeder Ecke und dein Gehirn lässt sich durch äußere Reize leider schnell in die Irre führen. Auf sozialen Netzwerken werden ständig Bilder von leckeren Speisen und Desserts gepostet und an der Haltestelle lächelt dich ein Schokoriegel in Großformat an. Auf dem Weg zur U-Bahn riecht es nach frischen Croissants und in der Arbeit spendiert dein Kollege leckere Brötchen. Allein Anblick und Duft verursachen bei dir Magenknurren. Wie sollst du da widerstehen?
Hinter Hunger und Sättigung steckt ein komplexer Prozess, der die Nahrungsaufnahme reguliert. Eine sehr wichtige Rolle in der Entstehung des Hungergefühls spielt der Hypothalamus. Das ist eine Zone in unserem Gehirn, die einerseits äußere Reize (z.B. Gerüche) erkennt und andererseits Signale von innen (z.B. Magendehnung, Glukosespiegel) empfängt. Weiters regeln die Hormone Leptin, Insulin und Ghrelin das Entstehen von Hunger und Sättigung. Das Hunger-Hormon Ghrelin wird vor den Mahlzeiten im Magen ausgeschüttet. Leptin hingegen wird von den Fettzellen produziert und läutet durch seine appetitzügelnde Wirkung das Ende der Nahrungsaufnahme ein. Das in der Bauchspeicheldrüse produzierte Insulin schließlich wird nach Konsum von Kohlenhydraten oder Zucker ausgeschüttet und sorgt dafür, dass die Glukosemoleküle aus dem Blut von den Organen aufgenommen werden können.
Weil Essen in der heutigen Welt viel mehr als nur Kalorienaufnahme ist, sind auch die Gründe für Hungergefühle vielfältig. Von Anbeginn unseres Lebens findet über die Nahrungsaufnahme auch Sozialisierung und Erziehung statt. Wir lernen Regeln, die in der Auswahl oder dem Verzicht bestimmter Lebensmittel bestehen, und aus Studien ist bekannt, dass die Essensauswahl in der Familie geschmacksbildend für das spätere Leben eines Menschen ist. Zudem hat Essen auch Symbolcharakter – ich sage damit, wo ich hingehöre, was ich mir leiste und gut finde.
Mit Essen verbindet also jeder Mensch Wohlgefühl, Lust, aber auch Erinnerungen. Denke nur an die Schokolade von den Großeltern nach einem aufgeschürften Knie. Essen ist also sehr emotional behaftet und kann nur bedingt intellektuell gesteuert werden. Dadurch kann aber auch ein Phänomen entstehen, dass als emotionaler oder spiritueller Hunger bezeichnet wird. Wir versuchen, durch suchtartiges Essen unangenehmen Gefühlen wie Stress, Angst, Unzufriedenheit oder Liebeskummer zu entkommen. Denn ein Schokoriegel ist immer schneller verfügbar als eine Salatplatte. Hier erleben wir kurze Glücksmomente und fühlen uns gut, doch das Gefühl der Befriedigung ist nicht von langer Dauer. Bei manchen Menschen kann es in Folge immer wieder zu Heißhunger und weiteren Essanfällen kommen. Es kann ein Teufelskreis entstehen, dem wir versuchen, mit Diäten oder strikten Ernährungsformen zu entkommen. Der Erfolg bleibt oft aus, denn wir behandeln so nur das Symptom und nicht das eigentliche Problem.
Auf diese Weise können Menschen auch ihr Sättigungsgefühl verlieren. Hunger und Sättigung spüren muss dann erst wieder gelernt werden. Wer abnehmen möchte, muss sich noch vor einer Ernährungsumstellung unbedingt neue Belohnungsmuster überlegen. Wenn im Rahmen einer Diät dann auf bestimmte Nahrungsmittel verzichtet werden muss, kommt man nämlich auch emotional in den Minusbereich. Dies ist besonders schwierig in Familien, in denen Emotionen stark über das Essen zum Ausdruck gebracht werden.
Nicht nur der körperliche, sondern auch der seelische Hunger will gestillt werden – allerdings nicht mit Essen. Ziel ist es daher, zu einer ganzheitlichen Sättigung zu kommen. Gehe in folgenden Schritten vor:
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